Spiral Dynamics

in Familien

Warum sind Menschen so unterschiedlich?

Warum sind Familien so unterschiedlich?

Welche sind ihre verbindenden Elemente?

Antworten auf diese Fragen liefern die Spiral Dynamics von Clare W. Graves. Das Modell zur Entwicklung einzelner Ebenen der menschlichen Weltanschauung beschreibt auf anschauliche Art die Bewusstsein-Bildung von Menschen.

Je nach Ausprägung der derzeit 8 möglichen Ebenen formen sich Kompetenzen und Stärken. Sie bestimmen das Lebensgefühl. Sie dienen zur Orientierung und erleichtern Perspektivwechsel

Die Sprache der Spiral Dynamics für persönliche und familiäre Weiterentwicklung bietet in Verbindung mit dem Entwicklungsmodell der 4 Schilde die Grundlage meiner Arbeit: Die Begleitung von Menschen und Familien in ihrem transformativen Prozess.

8 Ebenen der Eltern-Seins

Ebene 1 (Beige) bis Ebene 6 (Grün) bilden defizit-orientierte Phasen ab und kompensieren einen Mangel oder eine Angst im Familien-System. In Ebene 5 (Orange) könnte es die Angst vor materieller Armut sein, in 6 (Grün) das Gefühl, nicht dazuzugehören.

Im Gegensatz dazu werden ab Ebene 7 (Gelb) die Schwächen jedes Familien-Mitglieds in ein ganzheitliches Verständnis eingebettet und durch die Stärken des gesamten Systems aufgefangen. Die Familie lebt von der Unterschiedlichkeit seiner Mitglieder. Jede*r Einzelne ist sich eigener Schwächen und die der anderen bewusst. Auf dieser Stufe der Familienbande bildet Vertrauen das Fundament für das Selbstverständnis der Familie.

Der Übergang zur Ebene 7 (Gelb) ist der schwierigste und gleichzeitig der aufregendste Entwicklungsschritt in einer Familie. Er bedeutet einen Übergang in ein neues Selbstverständnis des eigenen Familien-Systems; ein Quantensprung des familiären Bewusstseins.

Beige: Überleben und Instinkt

Die beige Stufe des Eltern-Seins beschreibt die existenzielle Ebene des Seins in einer Familie. Wie bei einem Neugeborenen werden auf dieser Ebene Gewohnheiten und Instinkte zum bloßen Überleben genutzt. Ein kontrollierendes Über-Ich (im positiven Sinne) oder bewusste Handlungen sind in dieser Phase kaum vorhanden. Es geht vorrangig darum, den Tag durchzustehen, um den nächsten zu erreichen.

Dieser Zustand ist der grundlegende Motor für alle weiteren Entwicklungsschritte. Auf diese Basis fallen wir zurück, wenn nichts mehr funktioniert. Die existenzielle Ebene bleibt die zugrunde liegende Kraft, die uns durchhalten lässt. Sogar bei unüberwindbaren und übermenschlich erscheinenden Herausforderungen.

Für die existenzielle Phase kann es hilfreich sein, die eigene Biografie und diese vermeintlich schützenden Verhaltensweisen zu kennen. So nimmst du sie frühzeitig als Alarmsignal für deine aktuelle Lebenssituation wahr und kannst vorbeugen.

Purpur: Zusammengehörigkeit und Rituale

Während wir im beigen Zustand rein auf uns selbst bezogen sind, tritt auf der purpuren Ebene die Gruppe in den Mittelpunkt. Wir merken deutlich, dass das Leben mit seinen Hürden in der familiären Struktur leichter zu bewältigen ist. Die Familie wirkt beseelt, als existiere etwas Magisches. 

Diese gruppenbildende Phase unterstützt du mit der Entwicklung von Ritualen. Familien-Rituale stärken den Zusammenhalt. Die Familienbande begünstigt das Gefühl einer verschworenen Gemeinschaft.

Rot: Ego und Impulsivität

Eltern erleben sich erstmalig als selbstbewusste und vor allem als individuelle Familie. Sie tritt als solche in ständigen Austausch mit ihrer Umwelt und markiert damit den Beginn der eigenen Familienbiographie. Langsam treten die Eltern aus dem Schatten der jeweils eigenen Herkunftsfamilie und sind für eine gemeinsame Familien-Identität bereit. Ihr Motto auf diesem Weg lautet: „Sei im Hier und Jetzt. Gehe mutig nach vorne und wisse deine Familie als stärkende Kraft im Hintergrund“.

Während der ego-bildenden Phase sollten Eltern beim Austesten neuer Grenzen darauf achten, nicht in einen „New-Age-Narzißmus“ zu verfallen. Während du in dieser Testphase Angst vor Neuem auf dem Familien-Weg hast und dich schutzlos fühlst, kann abgrenzendes Verhalten von deinen Mitmenschen als egoistisch und aggressiv wahrgenommen werden.

Blau: Sinn und Ordnung

Mit dem Ziel, Kinder zu sozialen Wesen mit einem Wir-Bewusstsein heranreifen zu lassen, werden innerhalb der Familie allgemeingültige Regeln aufgestellt. Das Familienleben stiftet Sinn, verläuft in eine gemeinsame Richtung und erfüllt seinen Zweck, füreinander einzustehen und da zu sein

Die gemeinsamen Regeln fungieren wie Leitplanken und schenken in der Familie Orientierung:

Die gerechte Familienordnung macht deutlich, was recht und was unrecht ist. Pläne regeln den Familienalltag. Die Care-Arbeit ist aufgeteilt.

Hält eines deiner Familienmitglieder die Regeln nicht ein, zieht sein Verhalten Konsequenzen nach sich. Schließlich sollten alle versuchen, ihren Familien-Beitrag zu leisten.

Orange: Vernunft und Freiheit

Aus den engen Strukturen des Wir-Gefühls befreien wir uns Stück für Stück und entdecken das Ich innerhalb der Familie. Die Welt wird als ein Ort voller Möglichkeiten und Alternativen gesehen. Technischer Fortschritt hilft uns, den eigenen Radius zu erweitern. Mit der Babyfone-App in der Tasche flitzen wir zum Italiener an der Ecke. Pragmatisch wird abgewogen, wie jedes Elternteil eigenen Raum zur freien Zeiteinteilung bekommt. Jede*r erobert für sich die Welt. Dein zielorientiertes Handeln führt zum Familien-Erfolg.

Grün: Gleichheit und Gemeinschaft

Das sensible Ich zieht seine Kraft aus dem Gemeinschaftsgefühl und dem menschlichen Zusammenhalt. Werte spielen auf der grünen Ebene eine wichtige Rolle. Familie symbolisiert die Werte-Gemeinschaft. Werte wie Nachhaltigkeit, Diversität, Akzeptanz und Toleranz bestimmen das Handeln. Gemeinschaftlich wird nach neuen Wegen gesucht und dabei die Hierarchie in der Familie möglichst flach gehalten. Alle haben das Recht auf Mitbestimmung.

Gelb: Familie als lebendiges und integratives System

Der gelbe Bewusstseinszustand fügt die sich teilweise widersprechenden Bedürfnisse und Wahrheiten der einzelnen Familien-Mitglieder in einem lebendigen System zusammen. Das Vertrauen in das eigene Familien-System ist sehr groß. Eine gute Voraussetzung für das Verständnis eines jeden Mitglieds, dass Chaos und Wandel in manchen Lebensabschnitten auch Teil von Entwicklung bedeuten.

Autonomes Handeln im Selbstinteresse wird toleriert, wenn es anderen Menschen nicht schadet und dabei Verantwortung für das eigene Handeln und die Familie übernommen werden. Das offene System erlaubt jedem Mitglied, flexibel mit dem Flow der Familie zu gehen und die Fülle des Lebens zur persönlichen Entwicklung zu nutzen.

Türkis: Das familiäre Zusammenwirken aller verfügbaren Kräfte

Familien auf der türkisen Bewusstseins - Ebene vereinen die Funktionalität mit dem Flow. Alle bisherigen Erkenntnisse und Kompetenzen werden dynamisch und klug gelebt und verkörpert. Zu einem gesunden Familiensystem gehört ein immer wiederkehrendes Chaos und die erforderliche Neuordnung wird fortlaufend aktiv selbst gestaltet. Temporären Zuständen des Nichtwissens wird ein großes Vertrauen in die Familien entgegengestellt. All den Widersprüchen, unterschiedlichen Lebensübergängen und Krisen wird mit Achtsamkeit begegnet. Dabei nutzt die Familie die erlernten Perspektivwechsel der vorangegangenen Stufen und agiert zum Wohle aller Familienmitglieder mit einer gelebten Fehlerfreundlichkeit.

Die Spirale endet nicht mit der türkisen Ebene, sie ist für weitere Entwicklungen nach oben offen. Vielleicht werden in Zukunft durch veränderte Lebensbedingungen noch weitere Ebenen folgen.  

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